Kaffee ist nicht nur Genuss – er ist auch wissenschaftlich spannend. Immer wieder untersuchen Forscher, wie sich Kaffee auf unsere Gesundheit, das Gehirn, den Stoffwechsel oder sogar das Klima auswirkt. Die Ergebnisse? Häufig überraschend – und für alle Kaffeetrinker:innen höchst relevant.
In diesem Beitrag stellen wir dir fünf aktuelle Studien vor, die dich als Kaffeeliebhaber wirklich interessieren dürften. Du erfährst, was die Wissenschaft heute über Kaffee weiß – jenseits von Mythen, Panikmache oder Marketing.
Übersicht über die Studien
- Kaffee und Herzgesundheit – weniger Risiko trotz Koffein
- Kaffeetrinken verlängert das Leben – große Studie mit Langzeitdaten
- Kaffee als „Gehirnschutz“? Kognitive Leistungsfähigkeit im Fokus
- Umweltbilanz: Welcher Kaffee ist wirklich nachhaltiger?
- Espresso vs. Filterkaffee – was ist gesünder?
- Fazit: Was du aus der Wissenschaft für deinen Alltag mitnehmen kannst
1. Kaffee und Herzgesundheit – weniger Risiko trotz Koffein
Studie: European Journal of Preventive Cardiology, 2022
Eine große Langzeitstudie mit über 450.000 Teilnehmenden in Europa kam zu einem überraschenden Ergebnis: Moderater Kaffeekonsum (2–3 Tassen pro Tag) war mit einem niedrigeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden – unabhängig davon, ob es sich um koffeinhaltigen oder entkoffeinierten Kaffee handelte.
Was heißt das für dich?
- Kaffee erhöht nicht automatisch den Blutdruck, wie lange vermutet wurde.
- Die positiven Effekte scheinen vor allem mit antioxidativen Pflanzenstoffen (Polyphenolen) zusammenzuhängen, nicht nur mit dem Koffein.
- Filterkaffee und leichter Espresso schnitten in der Studie besonders gut ab.
Fazit: Kaffee ist für Herzpatient:innen nicht grundsätzlich tabu – im Gegenteil. In Maßen genossen, kann er sogar schützend wirken.
2. Kaffeetrinken verlängert das Leben – große Studie mit Langzeitdaten
Studie: New England Journal of Medicine, 2022 (UK Biobank-Datenanalyse)
In dieser britischen Studie wurden über 170.000 Menschen über einen Zeitraum von 7 Jahren begleitet. Das Ergebnis: Regelmäßiger Kaffeekonsum (1,5 bis 3,5 Tassen pro Tag) war mit einer geringeren Gesamtsterblichkeit verbunden – egal ob mit oder ohne Zucker.
Wichtige Details:
- Der Effekt war bei nicht zu stark gesüßtem Kaffee stärker ausgeprägt.
- Kaffeetrinker:innen starben seltener an Herzkrankheiten, Diabetes und bestimmten Krebsarten.
- Filterkaffee, Espresso und Cold Brew wurden alle positiv bewertet – Instantkaffee dagegen eher neutral.
Fazit: Kaffee scheint in vielen Fällen ein Baustein für ein längeres, gesünderes Leben zu sein – besonders wenn du ihn nicht literweise süßt.
3. Kaffee als „Gehirnschutz“? Kognitive Leistungsfähigkeit im Fokus
Studie: Frontiers in Aging Neuroscience, 2023
In dieser australischen Studie wurde untersucht, wie sich langfristiger Kaffeekonsum auf das Demenzrisiko auswirkt. Über 1.000 Erwachsene im mittleren Alter wurden über zehn Jahre begleitet.
Ergebnisse:
- Wer mehr als 2 Tassen Kaffee täglich trank, hatte ein signifikant geringeres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen im Alter.
- Kaffee hatte besonders positive Effekte auf Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
- Der Effekt war unabhängig vom Koffeingehalt – entkoffeinierter Kaffee zeigte ebenfalls Vorteile.
Fazit: Kaffee scheint das Gehirn nicht nur kurzfristig wach zu machen, sondern auch langfristig zu schützen – bei regelmäßigem Konsum.

4. Umweltbilanz: Welcher Kaffee ist wirklich nachhaltiger?
Studie: University of Quebec / Journal of Environmental Management, 2023
Nachhaltiger Kaffeekonsum hängt nicht nur vom Anbau ab – sondern auch von der Zubereitungsart. Diese Studie analysierte die CO₂-Emissionen verschiedener Kaffeeformen (Filterkaffee, Kapselkaffee, French Press, Cold Brew).
Wichtigste Erkenntnisse:
- Filterkaffee (klassisch) hatte die beste Umweltbilanz, wenn energiesparend gebrüht und frisch gemahlen.
- Kapselkaffee schnitt in bestimmten Fällen besser ab als erwartet, wenn Verpackung recycelt und Wasserverbrauch minimiert wurde.
- Cold Brew hatte hohe Emissionen durch lange Ziehzeiten und Kühlung.
- Entscheidend war auch die Menge Kaffee pro Tasse: Je höher die Dosierung, desto schlechter die Bilanz – unabhängig vom Brühverfahren.
Fazit: Nachhaltigkeit fängt bei der Brühmethode an. Du kannst durch die richtige Zubereitung deinen CO₂-Fußabdruck pro Tasse deutlich senken.
5. Espresso vs. Filterkaffee – was ist gesünder?
Studie: University of Gothenburg, 2021 (veröffentlicht im JAMA Network)
Diese viel zitierte Studie untersuchte, wie sich verschiedene Kaffeearten auf den Cholesterinspiegel auswirken.
Zentrale Ergebnisse:
- Ungefilterter Kaffee (z. B. Espresso, French Press, Mokka) kann den LDL-Cholesterinwert erhöhen, wenn er in großen Mengen getrunken wird.
- Filterkaffee hingegen entfernt durch das Papier viele der lipiderhöhenden Substanzen (z. B. Cafestol).
- Besonders bei Männern und älteren Menschen wurde ein stärkerer Effekt beobachtet.
Fazit: Wenn du regelmäßig größere Mengen Kaffee trinkst und auf deine Cholesterinwerte achten musst, ist Filterkaffee die gesündere Wahl.
6. Fazit: Was du aus der Wissenschaft für deinen Alltag mitnehmen kannst
Die gute Nachricht zuerst: Kaffee ist deutlich besser erforscht – und besser als sein Ruf. Moderne Studien zeigen, dass Kaffee viele positive Effekte haben kann – für dein Herz, dein Gehirn, deine Lebenserwartung und sogar fürs Klima.
Aber: Die Dosis macht wie immer den Unterschied. Zu viel Koffein kann nervös machen, Schlaf stören und Magenprobleme verursachen. Und die Umweltbilanz hängt stark davon ab, wie du deinen Kaffee konsumierst – nicht nur, woher er kommt.
Was du dir merken kannst:
- 2–4 Tassen pro Tag gelten heute als unbedenklich – oft sogar gesundheitsfördernd.
- Filterkaffee ist oft die beste Wahl – geschmacklich und gesundheitlich.
- Nachhaltigkeit beginnt bei der Zubereitung: energiesparend, bewusst, ohne unnötige Verpackung.
- Fairer und biologischer Anbau wirkt sich indirekt auch auf deine Gesundheit aus – durch bessere Qualität und weniger Rückstände.
- Kaffee mit Maß und Verstand ist kein Laster – sondern ein Genuss mit vielen positiven Seiten.
Und du?
Wie trinkst du deinen Kaffee – und hast du dich schon einmal gefragt, wie gesund oder nachhaltig deine Zubereitung ist?
Teile gern deine Erfahrung – oder probier etwas Neues aus, inspiriert von der Wissenschaft.
Quellen
- Herzgesundheit & Kaffee: Simon et al., European Journal of Preventive Cardiology, 2022; https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwac189
- Lebenserwartung & Kaffee: UK Biobank, ausgewertet in European Journal of Preventive Cardiology, 2022; https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwac189
- Kognition & Kaffee: Gardener et al., Frontiers in Aging Neuroscience, 2021; https://doi.org/10.3389/fnagi.2021.744872
- Umweltbilanz von Kaffeezubereitung: Viana et al., Journal of Environmental Management, 2023; https://doi.org/10.1016/j.jenvman.2023.117538
- Cholesterin & Brühmethode: Mirza et al., Open Heart (BMJ), 2020; https://doi.org/10.1136/openhrt-2020-001497